Vor kurzem hatte ich in einem Blog den Wertewandel unter Managern deutscher Unternehmen gepriesen. Inspiriert wurde ich von einem ZEIT Artikel, der das erwachende Bedürfnis weltlicher Führungskräfte nach Sinnhaftigkeit und neuen Werten beschrieb.
Ebenfalls in der ZEIT erschien jetzt ein Artikel, der die gleiche Berufsgruppe, aber eine ganz andere Realität porträtierte, nämlich die zunehmende Zahl an Spitzenmanagern und Vorständen, die sich das Leben nehmen.
Wie ist es möglich, das Menschen in so grosser Verantwortung so ausweglos sind?
Die Überschrift des Artikels nimmt die Antwort vorweg. Manager stehen unter Druck und der ist in den vergangenen zehn bis zwanzig Jahren stark gestiegen. Investoren fordern immer bessere Zahlen und seit dem Internet wächst der öffentliche Wahrnehmungsdruck auf Wirtschaftslenker immer dramatischer. Verhaltensweisen und Entscheidungen auf Vorstandsebene sind seitdem keine Privatsache mehr. Das hat positive und negative Aspekte, aber vor allem muss man lernen, mit diesem Druck umzugehen.
Die wenigsten können das, wie aus einer Studie der Sozialwissenschaftlerin Saskia Freye hervorgeht: „Bis 1990 waren Chefs in den 50 grössten deutschen Industrieunternehmen durchschnittlich zehn Jahre im Amt. Im Jahr 2005 hielten sie sich dort nur noch siebeneinhalb Jahre.“ Tendenz fallend.
Fast unbemerkt hat mich noch eine andere Aussage im Artikel betroffen und nachdenklich gemacht: Wenige Monate vor seinem Suizid beantwortet Carsten Schloter, ehem. Chef der Swisscom, die Frage nach seiner grössten Niederlage so: „Ich habe drei kleine Kinder, und ich lebe getrennt. Ich sehe die Kinder alle zwei Wochen. Das vermittelt mir immer wieder Schuldgefühle.“
Ist es also wirklich nur der gewachsene Druck, der Manager antreibt, sich selbst zu verlieren? Das Streben nach Macht und Karriere entspricht der traditionellen Rolle des Mannes, eine Familie zu beschützen und zu versorgen, um dafür im Gegenzug mit häuslicher Fürsorge und Sicherheit belohnt zu werden. Dieses Rollenverhalten ist seit dem Beginn der Postmoderne ins Wanken geraten und muss sich durch uns neu definieren. Das ist leichter gesagt als getan. Auf dem Weg nach ganz oben in einer traditionellen Unternehmenskultur zahlt man einen Preis und wird möglicherweise zum Opfer einer überlebten Rollenidentifikation.
Den ZEIT Artikel „Manager unter Druck“ können Sie hier nachlesen.
Wie aktuel ist dieses Thema.
Danke Steffen!
Es ist doch lösbar, aber dafür braucht man Demut und die Bereitschaft eine sehr gründliche neue Orientierung und Einstellung.
Nicht leicht!