Was hat es mit der Frauenquote auf sich?
Vor kurzem stellte ein Geschäftsmann in einem Xing-Forum die Frage, ob Frauen denn wirklich anders fühlen und anders führen als Männer. „Ist das nicht offensichtlich?“ war meine erste Reaktion. Je mehr ich jedoch darüber nachdachte, desto klarer wurde mir, dass dieses Thema sehr komplex ist und ein zu schnelles JA auch hinterfragt werden muss. Deshalb möchte ich mich mit dem Thema ausführlicher und grundsätzlicher beschäftigen und würde Ihre Meinung und Kommentare schätzen.
In diesem ersten Blogeintrag, der der Beginn einer Blog-Serie mit dem Titel „Führen Frauen anders?“ sein wird, möchte ich zunächst die Frage stellen, warum es für Frauen so schwierig ist, in Führungspositionen zu kommen.
Für mich schien es seit langem klar zu sein, dass Frauen anders denken, empfinden, arbeiten, führen, lieben und sich entwickeln als Männer. Eine Bestätigung dafür findet man in der Gehirnforschung und gleichzeitig zeigt dies auch meine Erfahrung in der Arbeit mit Frauen in den letzten 15 Jahren. Dabei ist mir vor allem klar geworden, dass es zunächst notwendig ist, einen größeren Kontext für die Betrachtung zu schaffen. Was sind die Voraussetzungen und Umstände, die „Frau“ vs. „Mann“ antrifft? Mit welchem Rollenverständnis wachsen wir auf und welches Verhalten wird verstärkt? Und erklären diese Beobachtungen dann auch genügend das andere Denken, Handeln und Führen?
In einer Studie des Weltwirtschaftsforum aus dem Jahr 2010 wird feststellt, dass das größte Hindernis für den Aufstieg von Frauen in Führungsrollen „allgemeine Normen und kulturelle Praktiken“ sind und eine „männliche/patriarchalische Unternehmenskultur.“ Wie ich in meiner Arbeit mit Führungsteams immer wieder feststelle, ist eine Veränderung der Unternehmenskultur eine große Aufgabe, die viel Zeit und Engagement erfordert. Daher ist es nicht verwunderlich, dass eine Ausgewogenheit der Geschlechter in den Aufsichtsräten der Wirtschaft bisher nicht erreicht werden konnte.
Meiner Meinung nach wird dies ein langer Prozess, der nur dann erfolgreich sein kann, wenn wir parallel zu diesen gesetzlichen Vorgaben bereit sind, auch an der Kultur zu arbeiten. Wir sprechen hier von einer tiefgreifenden Veränderung des Selbstverständnisses von Männern und Frauen, die aus dem menschlichen Bestreben nach Entwicklung und Wachstum hervorgeht. Wir sprechen also von Veränderungen im Rollenverständnis von Mann und Frau, und dies schließt Themen wie die Zeitaufteilung für Kinderbetreuung und Haushaltsarbeit mit ein. Sind wir zu einer so grundsätzlichen Veränderung unserer sozialen Strukturen bereit, um den gesellschaftlichen Wandel zu ermöglichen?
Wie können wir einen Kulturwandel herbeiführen, der Frauen tatsächlich nicht mehr als das „andere Geschlecht“ ansieht und nicht davon ausgeht, dass die Art, wie Männer denken, empfinden, arbeiten, führen und lieben, die „Norm für Menschen“ ist? Wie können Frauen in Aufsichtsräten erfolgreich sein, ohne sich der Männerwelt anzupassen oder lediglich als Bereicherungen der Vielfalt angesehen zu werden? Was ist notwendig, um wirkliche Gleichberichtigung am Arbeitsplatz und in den Führungsetagen zu ermöglichen?
Was denken Sie?
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Hier einige interessante Links:
Dr. Hans-Georg Häusel: Dialogmarketing und die Erkenntnisse des Neuromarketing: Er spricht ab der 38 Minute des Videos über die Unterschiede, die die Gehirnforschung zwischen Frauen und Männern festgestellt hat. Ich empfehle, das ganze Video anzusehen, da es viele sehr interessante Erkenntnisse der Gehirnforschung ansprechend präsentiert.
Ein Artikel aus der Frankfurter Allgemeinen Zeitung Online: Weltwirtschaftsforum in Davos Frauen? Nur als Begleitung!
In Bankvorständen bleibt die Quotenfrau allein ; ein Artikel aus dem Handelsblatt.
Dr. Elizabeth Debold schreibt im Magazin Evolve darüber, warum die Gesetzgebung nicht genügt, um die Kultur zu verändern.
Liebe Frau Smetana,
ein gelungener Einstieg zu Ihrem Thema.
Auch ich bin der Meinung, dass ein kulturelle Wandel noch viel wichtiger ist als nur Gesetzte und Vorschriften, die den Menschen doch erst mal nur “aufgezwungen“ werden können.