Was ist das Optimum in der Führung?
5 Aspekte, die für Frauen in Führungspositionen wichtig sind.
In einem Kommentar zu meinem zweiten Blogbeitrag wurde als das Optimum angesehen, dass wir unser Augenmerk nicht so sehr auf die Differenzen zwischen den Geschlechtern richten, sondern Gemeinsamkeit anstreben. Der Kommentar erklärt weiter: „Es gibt Studien, die besagen, dass in Führungsfunktionen das Optimum erreicht wird, wenn Frauen und Männer gemeinsam führen.“
Zunächst stellt sich für mich die Frage, was es bedeutet, „gemeinsam“ zu führen. In Diskussionen mit meinen Kollegen haben wir uns darauf geeinigt, dass wir diese Aussage so interpretieren: Selbst wenn Männer optimal führen, fehlt ihnen die weibliche Perspektive. Und wenn Frauen optimal führen, fehlt ihnen die männliche Perspektive. Daraus würde sich schließen lassen, dass ein Optimum erreicht wird, wenn Männer und Frauen zusammen führen, da beide Perspektiven vertreten sind. Ob das allerdings heißt, dass Männer und Frauen dabei auf gleicher Hierarchieebene führen und gleich viel Verantwortung übernehmen, bleibt offen.
Betrachten wir einmal, welche Haltungen wichtig sind, um als Frauen optimal zu führen. Hier sind fünf Aspekte, die für Frauen in Führungspositionen meiner Erfahrung nach wichtig sind:
- Vor Konflikten nicht zurückscheuen. Kreative Reibung ist eine innovative Kraft, wenn sie richtig eingesetzt wird. Da Frauen meist Harmonie wertschätzen, kostet das einiges an Überwindung. Aber für Frauen in Führungspositionen ist es sehr wichtig, diese kreative Reibung zu fördern und nicht am Status Quo festzuhalten.
- Direkt sein und keine Angst davor haben, dass Gesagtes nicht gut ankommt. Frauen tendieren dazu, nach einem Kopfnicken oder einer anderen Geste der Zustimmung zu suchen. Wir sollten solchen Reaktionen nicht diesen Stellenwert geben, und auch wenn sie ausbleiben uns nicht zurücknehmen, sondern klar zu unseren Aussagen stehen und mit Offenheit andere Meinungen hören.
- Feedback geben und auch annehmen können und nicht in Selbstzweifel verfallen, wenn uns jemand kritisiert. Frauen versuchen oft, einem perfekten Idealbild gerecht zu werden, jedoch ist dieses Idealbild nicht wirklich erreichbar. Wichtiger als perfekt zu sein, ist es für Frauen in Führungspositionen, ein Risiko einzugehen und Neuland zu betreten. Wenn wir etwas tun, das neu für uns ist, machen wir auch mehr Fehler, die jedoch in einem Entwicklungskontext als Lernpotenzial gesehen werden können.
- Mit sich selbst viel großzügiger umgehen. Schaffen wir Raum für uns selbst, können wir auch anderen Menschen gegenüber großzügiger sein. Ein Beispiel: Wenn ich mir selbst Fehlbarkeit und Schwächen zugestehe, werde ich auch weniger dramatisch und großherziger auf Fehler und Schwächen anderer reagieren.
- Neues entwickeln, einer eigenen Vision folgen sowie in Entwicklungsprozessen denken. Das ermöglicht uns eine Haltung, in der wir rationaler an Themen herangehen, kreativ an Lösungen arbeiten und weiter vorausdenken können. Dadurch werden Frauen in Führungspositionen langfristiger erfolgreicher sein.
In meinen nächsten Blogeinträgen werde ich diese fünf Aspekte einzeln noch genauer erläutern.
Frauen haben heute mehr als je zuvor die Chance, die neuen Standards von Führung mitzugestalten. Um das erfolgreich zu tun, brauchen wir ein Bewusstsein, das unter anderem diese fünf Punkte zum Ausdruck bringt. Als Frauen müssen wir tief in uns gehen, um dieses Bewusstsein zu erschließen. Würde solch eine innere Einstellung uns als Frauen ein Optimum in der Führung ermöglichen? Gibt es andere Aspekte, die wichtig sind? Was denken Sie?
Link zum 2. Teil: Werden Führungseigenschaften von Frauen unterbewertet?
Link zum 1.Teil: Was hat es mit der Frauenquote auf sich?
Hallo Frau Smentana, mit großem Interesse habe ich ihren Blog gelesen. Ich bin seit über 40 Jahren in der Baubranche tätig, also in einer Branche mit einem überdurchschnittlichen Anteil an Männern. Zu den von ihnen genannten 5 Aspekten möchte ich vielleicht noch anregen, dass über die Karriere der Frauen meistens noch männliche Vorgesetzte entscheiden. Und leider sind bei den männlichen Vorgesetzten oft Vorurteile vorhanden.
Mit den besten Grüßen aus Berlin
Brigitte Fahlisch
Klasse Artikel. In meinem Buch „Erfolgsgeheimnisse einer Unternehmerin“ nehme ich diesen in bezug auf die Unternehmerin sehr ausführlich durch. VG, Esther Wasser
Ihr Artikel gefällt mir sehr, da er meine Erfahrung und Beobachtung aus dem Führungsalltag und aus Trainings/ Coachings ganz gut widerspiegelt. Gespannt bin ich auf die weitere Erläuterung der fünf Aspekte im folgenden Beitrag! Herzliche Grüße, Alexandra Trautmann