Ich habe gestern zwei interessante Erfahrungen gemacht, die mich beide immer noch bewegen: Am frühen Morgen stolperte ich über die Anmerkung im Handelsblatt zum überfälligen Kulturwandel bei VW und der deutschen Bank – in beiden Fällen klaffen „Welten zwischen Anspruch und Wirklichkeit.“* Kurz vor Mittag erzählte mir dann eine Beraterkollegin von ihrer Arbeit in einem anderen großen deutschen Konzern, der sich ähnlich schwer mit dem Kulturwandel tut.
Konkret: Letzteres Unternehmen hat vor einem Jahr einige kleinere Firmen übernommen. Meine Kollegin wurde engagiert, das Unternehmen bei der Standardisierung von Prozessen in SAP über alle Standorte zu unterstützen. Sie hat ihre Arbeit so gut gemacht, dass die Unternehmensleitung zum Ende des Jahres stolz Vollzug vermeldete, da der neue Standard weltweit ausgerollt worden war. Der einzige Schönheitsfehler bestand darin, dass nach dem Besuch verschiedener internationaler Standorte (das Unternehmen ist ein „Global Player“) deutlich wurde, dass sich kein einziger Standort an die neuen Vorgaben hielt und auch kein Interesse zeigte, die neuen Standards umzusetzen. Verwunderlich? Nicht wirklich, wenn man erfährt, dass sie in den Prozess überhaupt nicht eingebunden und manche der Vorgaben für sie schlichtweg nicht anwendbar waren….
* „Volkswagen und die Deutsche Bank könnten für den Stolz der deutschen Wirtschaft stehen“, so aus dem Morning Briefing des Handelsblattes vom 13.4.2018. „Das eine Unternehmen ist der größte Industriekonzern des Landes, das andere das wichtigste deutsche Finanzinstitut. Doch Gewinnsucht, Rechtsbrüche und Skandale haben den Wolfsburger Autobauer und das Frankfurter Geldhaus in schwere Krisen gestürzt. Als Antwort haben beide Konzerne einen umfassenden Kulturwandel, eine moralische Erneuerung versprochen. Die Bilanz ist ernüchternd: Zwischen Anspruch und Wirklichkeit liegen Welten….“
Warum ist Kulturwandel so schwer? Warum scheitern immer noch so viele Firmen daran, wirkliche Veränderungen einzuleiten, wenn John Kotter schon 1996 in seinem Buch „Leading Change“ erläutert hat, worauf zu achten ist, um ein solches Unterfangen zum Erfolg zu führen?
Nun, die Veränderung, um die es geht, hat mit Menschen zu tun. Technik zu ändern ist relativ leicht, Menschen hingegen zu einer anderen Perspektive und zu anderem Handeln zu bewegen ist unendlich viel schwieriger. Wer versucht hat, bei sich selbst Veränderung zu bewirken, weiß, wovon ich rede. Kulturwandel erfordert, dass sich zumindest einige Menschen ändern und damit die Qualität der Zusammenarbeit insgesamt verbessert.
Und genau an dieser Stelle steht aus meiner Sicht ein echter Paradigmenwechsel an: Die Führung muss menschlicher werden, sich selbst in die Veränderung miteinbeziehen und damit automatisch nachhaltiger denken. Die Zukunft gehört sicherlich den Unternehmen, die gelernt haben, den Wandel zu leben. Die oben genannten Beispiele sollten als Inspiration dienen, jetzt damit zu beginnen – die Zeit erfordert mutiges Anpacken. Machen Sie es so wie wir:
Einfühlsam wandeln. Effizient arbeiten. Erfolge feiern.
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen, sich mutig dem Wandel zu stellen!
Eb Schmidt