„Megageil“ haben die meisten von uns wahrscheinlich schon häufiger gehört, wenn es das Wort auch nicht auf die Liste der deutschen Unworte gebracht hat. Wenn Sie das Wort aber googlen, werden Sie feststellen, dass es gleich neben „obercool“ auftaucht. Trends werden mittlerweile von so genannten TrendScouts ermittelt. Denn Trends kann man beobachten, auch wenn sie nur schwer zu messen sind. Die Trendforschung befasst sich mit der Beobachtung und Vorhersage von Trends und hat, so Wikipedia, eine stärker zielorientierte Definition durchgesetzt:
Danach ist ein Trend ein neues Muster in Gesellschaft, Wirtschaft oder Technologie, das Wertsysteme verändert und eine neue Bewegung bzw. Marschrichtung auslöst. Wenn sich diese dann ändert, spricht man von „Trendwende“.
Der amerikanische Zukunftsforscher und heutige China Experte John Naisbitt hat 1982 mit seinem gleichnamigen Buch den Begriff der Megatrends geprägt. Es sind Trends, die mehr „Power“ haben als die ein- bis zweijährigen Modeerscheinungen und tiefgreifende sowie nachhaltige Veränderungen bewirken, die gesellschaftliche und technologische Konsequenzen haben. Megatrends sind immer in mehreren Ebenen aktiv, beeinflussen sich gegenseitig und verändern uns und unsere Umwelt über einige Jahrzehnte. Das sicherlich bekannteste Beispiel ist der Megatrend Klimawandel, der uns, angestoßen von Berichten des Club of Rome, seit den 70er Jahren immer intensiver beschäftigt.
Es nützt also wenig, sich gegen solche Megatrends zu wehren. Auch deshalb nicht, weil wir alle an ihrer Entstehung beteiligt sind. Aber es ist wichtig, Megatrends zu erkennen. Und es kann für ein Unternehmen überlebenswichtig sein, sich auf Megatrends einzustellen bzw. vorzubereiten. Beispiel Fachkräftemangel: Schätzungen gehen davon aus, das im Jahre 2030 in Deutschland
6,5 Mio. Fachkräfte fehlen…
Damit ergibt sich die Antwort auf die Frage, ob Megatrends megageil sind, sicherlich von alleine. Die Megatrends passieren unabhängig davon, wie „ich sie finde“ oder was ich über sie denke. Obercool darauf zu reagieren, würde allerdings bedeuten, in ihnen die Chancen zu erkennen.
Im Folgenden finden Sie eine knappe Zusammenfassung möglicher Darstellungen von Megatrends. Zu Ehren von John Naisbitt, für den die zuverlässigste Vorhersage der Zukunft mit dem Verständnis der Gegenwart beginnt, fange ich mit seinen 1982 formulierten Megatrends an:
- Von der Industriegesellschaft zur Informationsgesellschaft.
- Technologie wird uns nicht mehr aufgezwungen, sondern wir wählen sie, wo es uns passt.
- Wirtschaft entwickelt sich aus dem nationalen Kontext in die globale Welt.
- Langzeitperspektiven werden wichtiger als kurzfristige Perspektiven.
- Von der Zentralisierung zur Dezentralisierung.
- Von Unterstützung durch Institutionen oder Regierungen hin zur Selbsthilfe.
- Von repräsentativer Demokratie zu partizipativer Demokratie.
- Von Hierarchien zu Netzwerken.
- Von der nordwestlichen Dominanz hin zu einem südöstlichen Schwerpunkt.
- Von der „Entweder-Oder Sicht“ zur Möglichkeit vieler Optionen.
Ist es nicht interessant, dass diese Trends vor über 30 Jahren formuliert wurden? Man kann förmlich spüren, wie sie sich zu Megatrends entwickelt haben, deren Einfluss wir täglich stärker wahrnehmen.
Die Z_punkt GmbH aus Köln hat eine aktuelle Liste von 20 Megatrends herausgebracht, die mir unter der Vielzahl von möglichen Trendzusammenstellungen am besten gefällt. Im Folgenden finden Sie einen Auszug aus dieser Liste mit kurzen Erläuterungen:
- Demografischer Wandel, der vom Wachstum der Weltbevölkerung und der gleichzeitigen Alterung der Bevölkerung getrieben wird.
- Neue Stufe der Individualisierung, die Individualismus zu einem globalen Phänomen macht, in dem sich Beziehungsgeflechte verändern: von wenigen starken hin zu vielen losen Bindungen.
- Wandel der Arbeitswelt mit einer Dynamisierung und Flexibilisierung der Arbeitsverhältnisse, die neue Organisations- und Führungskonzepte erfordert.
- Business Ökosysteme, in der neue Wertschöpfungspartnerschaften entstehen und das Management von Komplexität immer wichtiger wird.
- Wandel der Geschlechterrollen, der ausgehend von der Aufweichung der traditionellen Geschlechterrollen weiter voranschreitet.
- Soziale und kulturelle Disparitäten, die von einer zunehmenden Polarisierung zwischen Arm und Reich bestimmt werden.
- Digitale Kultur, von uns noch als digitale Durchdringung und Vernetzung des Alltags erlebt, von der Jugend aber schon mit der Muttermilch aufgesogen.
Veränderungen in der politischen Weltordnung sind allerdings schon genauso absehbar wie Anpassungen im Gesundheitswesen. Zunehmen wird auch eine Verschmelzung von Nano-, Bio-, Info- und Neurotechnologie zu einem „Zweiten Natur“verständnis, wie die Z_punkt GmbH es nennt. Die zu erwartenden Durchbrüche bei künstlicher Intelligenz und Robotik machen es dann vielleicht möglich, dass sich mein Hausroboter um all die neuen Dinge kümmert und mir die Möglichkeit gibt, gemütlich im Garten bei einer guten Tasse Tee ein spannendes Buch zu lesen…
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