In meiner Arbeit mit Unternehmensleitern und Führungsteams ist das die Frage, die mich am meisten bewegt und immer wieder innehalten lässt, die mich nachts wach hält und dann wieder in Beziehung bringt. Und manchmal sehe ich in der Ferne schon die Zeichen und Umrisse einer Antwort: Gute Führung ist die kollektive Fähigkeit, Zukunft zu gestalten.
Außergewöhnliche FührerInnen in der Menschheitsgeschichte träumten immer von einer bis dahin noch undenkbaren Zukunft. Nelson Mandela hatte den Traum eines geeinten Südafrika, der es ihm ermöglichte, die Wut, den Schmerz und die Entwürdigung seines Volkes, sowie seine eigene 27-jährige Gefangenschaft während der Apartheid zu ertragen. Der Erfolg seiner Führung war auch eine Perspektive, die weit über die Grenzen seiner persönlichen und ethnischen Identität hinausblicken konnte. Aber nicht jede Führungskraft mit Weitblick berührt andere Menschen so wie Mandela es tat. Dafür braucht es auch ein hohes Maß an Selbstreflexion und menschliches Mitgefühl.
Vergangene Woche war ich Teilgeber beim Leadership³ Festival in Berlin, ein junges Führungsprojekt von Freunden, die gemeinsam herauszufinden wollen, wie eine neue Führungskultur aussehen könnte. In diesem Experiment stehen Selbsterfahrung und menschliche Begegnung im Vordergrund. Wie Jonathan Klodt, einer der Mitgründer, sagte: „Ganz zentral war von Anfang an das Miteinander. Denn ich denke, wenn jeder das Gefühl hat gesehen zu werden, aufgehoben und verbunden zu sein, dann laufen viele Dinge viel reibungsloser ab. Das ist die Voraussetzung für kollektive Führung.“
Diese Voraussetzung erlebte ich mit den vorwiegend jungen Menschen (siehe Revolution “Weichei” oder Warum das, was Gen X an Gen Y nicht versteht, inspiriert) als eine Atmosphäre grosser Wertschätzung, Herzlichkeit, Authentizität und Verletzlichkeit. Gerade die Offenheit und Transparenz hat mich berührt, die Fähigkeit sich selbst zu hinterfragen und immer wieder mit Neugierde und Interesse auf andere zuzugehen. Im Unternehmenskontext nennt man das „Feedback-Kultur“ und ich habe selten eine Gruppe erlebt, in der Menschen mit soviel Leichtigkeit und Freude voneinander lernen.
Was Nelson Mandela zu einer so außergewöhnlichen Führungskraft werden ließ, war die Verbindung tiefer Menschlichkeit mit einem großen Weitblick. Seine Perspektive erlaubte es ihm, eine enorme Komplexität zu halten und seine persönlichen Impulse zu hinterfragen und zu interpretieren, um neue Rahmenbedingungen für die Zukunft zu schaffen. Gute Führung braucht deshalb beides: die Fähigkeit für persönliche Reflexion mit der daraus entstehenden empathischen Kultur und den Weitblick und die Verantwortung für eine noch undenkbare Möglichkeit zwischen uns. Wenn ich mit jungen Führungskräften und -teams arbeite, begeistert mich immer wieder das Potenzial, in dem die gelebte Realität beider Aspekte einen neuen kollektiven Ausdruck findet.
Excellent article, fully agree! Fits well what I also described in my blog http://graham-boyd.biz/blog/leadership-mechanic-healer/ and http://graham-boyd.biz/blog/leading-with-love/
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Thank you Graham, I love the three things you added to the job description and your perspective on getting from 1% knowledge worker up to 100% knowledge working teams. It brilliantly describes one of the big leadership challenges today.
[…] “Was ist gute Führung?” – Steffen Karneth geht der zentralen Frage […]